Geschichte

 
 
Während einer Paddel-Tour auf der Weser, hatten vor 40 Jahren drei Jugendliche aus dem ostwestfälischen Todtenhausen eine Vision. Uli B., Voges und Ernte wünschten sich einen Ort, an dem sich alle treffen können, eine „Location“, wo man ungestört labern, abhängen und ausgiebige Feten feiern kann. Eine Erbengemeinschaft erhörte die Jungs und stellte spontan einen alten, an der Düpestraße in Todtenhausen gelegenen, Kotten zur Verfügung. Was danach tatkräftig geschah und errichtet wurde, würde man heute sicherlich als ein selbstverwaltetes Jugendzentrum bezeichnen - sie aber nannten es nur:

DAS HAUS!

Wie alles begann ...

Wer war damals mit dabei?Hausbewohner.html
Geschichten rund ums HAUSAnekdoten/Anekdoten.html

Nach der Erlaubnis durch die Erbengemeinschaft, das Haus benutzen zu dürfen, ging alles ganz schnell. Igor bekam von seinem Vater Trecker und Ladewagen geliehen, damit das notwendige Bauholz für den Innenausbau transportiert werden konnte. An finanziellen Mitteln stand so gut wie nichts zur Verfügung und somit musste auf das billigste Material zurückgegriffen werden. Keine glatt geschliffenen Vertäfelungen, aus einem damals eh nicht vorhandenen Baumarkt, sondern halbrunde und noch mit Rinde behafteten Bretter vom Förster dienten als Wand- und Deckenverkleidung. Aus selbigen „Edelhölzern“ konnte auch die legendäre Biertheke gezimmert werden. Alte Teppiche zierten die Böden und schafften einen Hauch von Gemütlichkeit. Als Sitz- und Liegegelegenheiten dienten lediglich einige alte Matratzen. Ein offizieller elektrischer Hausanschluss existierte nicht. Das Problem wurde einfach dadurch gelöst, indem ein Verlängerungskabel von „Erntes“ Elternhaus aus über die Düpestraße hinweg gespannt wurde und weiter in das Haus durch ein kleines Fenster gelangte. Von dort aus wurde „fachgerecht“ weiter verkabelt.  


Musik hörte man in Mono! Ein alter Dual-Plattenspieler belegte den Tonabnehmer-Eingang des unvergesslichen Röhren-Radios „Blaupunkt Barcelona“ und schon knackte die Galle mit warmen Analog-Sound aus dem Breitband-Lautsprecher. Jeder brachte seine LP´s und Singles mit, die entweder bei Musik Gessner, bei Oma Weimann oder direkt vom Kepa-Wühltisch gekauft worden waren. Es liefen die Scheiben von Deep Purple, Uriah Heep, Led Zeppelin, Rolling Stones, Frumpy oder Birth Control. Für den Fall, dass bei einer der exzessiven  Wochenend-Feten die „High-End-Anlage“ ausfallen würde, stand als Havarie Igor´s Telefunken „Mister-Hit“ Plattenspieler bereit. Selbstverständlich gab es auch einen Fernseher, allerdings Schwarz/Weiss und mit einem stets verrauschten Bild. Ungelöst blieb das Problem komfortabler sanitärer Anlagen. Hier leistete die umliegende Natur hervorragende Dienste ... Der Versuch, auf abenteuerliche Art und Weise ein blaues Dixi-Häuschen zu stehlen und per Schubkarre in Richtung Haus zu transportieren, scheiterte kläglich. War wohl auch besser so! :-)


Nachdem eines Tages einigen „Haus-Bewohnern“ die Fassade nicht mehr so recht gefiel, wurde kurzfristig ein Anstrich mit rosa Farbe beschlossen und in die Tat umgesetzt. Zusätzlich wurde über der Eingangstür eine rote Leuchte installiert. Nach dieser bahnbrechenden Renovierung und Umgestaltung, die sich komischerweise schlagartig wie ein Lauffeuer bis weit über die Grenzen von Todtenhausen hinaus verbreitet hatte, vermuteten zahlreiche erwachsene Gemeindemitglieder das Schlimmste hinter den alten Mauern des Hauses in der Düpestraße Nr. 4!

Wenn´s am Schönsten ist, dann sollte man aufhören ... Det sei Dank!
Sicherlich hatte damals niemand von uns diesen weisen Spruch im Kopf. Im Teenageralter gibt man sich sorglos und unbekümmert und das Leben kommt einem vor wie „The never ending story“. So unterlag das Ende unseres Hauses wohl eher dem Schicksal. Ein Ende, das völlig unerwartet kam und überdies alle Beteiligte in eine Art Schockzustand versetzte. Doch was hatte sich an jenem Schreckenstag im Herbst 1974 zugetragen? Eigentlich verlief der für die Jahreszeit recht kühle und regnerische Tag völlig unauffällig und gewöhnlich. Es war Montag, der 14. Oktober 1974. So ein typischer Montag halt, den man nach einem Super-Party-Wochenende nicht unbedingt brauchte. Die ganze Woche lag noch vor einem, und das war schon schlimm genug. Voges war auf dem Feld und hatte mit seinem Vater gemeinsam Runkeln rausgemacht. Igor saß gegen Abend bei Uphoff in der Kneipe und Klaus B. hatte einen weiteren Tag als Radio-Fernsehtechniker-Lehrling bei Fernseh Kruse erfolgreich hinter sich gebracht. Ich saß nach meinem alltäglichen Melitta-Elektro-Spaß in der Fahrschule am Todtenhauser Sportplatz und lauschte mehr oder weniger gelangweilt dem doch engagierten Unterricht von Werner Wesemann, als plötzlich unüberhörbar mit lautstarkem „Ta-Tü-Ta-Ta“ und hoher Geschwindigkeit ein Feuerwehrwagen die Todtenhauser Dorfstraße entlang in Richtung Wald raste. Dass das Ziel der Todtenhauser Löschgruppe die Düpestraße 4 sein sollte, konnte ich damals nicht ahnen! Erst am darauf folgenden Tag wurden mir die Ereignisse des Vorabends berichtet:

Unser Haus war den Flammen zum Opfer gefallen!

Det S. hatte es gut gemeint und einen alten Kanonenofen aus dem Betrieb seines Vaters in unserem Haus aufgestellt, um bestens für die bevorstehende, kalte Jahreszeit gerüstet zu sein. Nach dem Aufstellen des Heizsystems leitete Det S. unmittelbar die Inbetriebnahme ein, die sich allerdings als folgenschwer erwies. Die immense Hitzeentwicklung oberhalb des Ofens sorgte dafür, dass die nur wenige Zentimeter entfernte Decke Feuer fing und die Flammen sich rasch auf das darüber gelagerte, trockene Stroh ausbreiten konnten. Det S. blieb nur noch die Flucht! 


Der Rest war Handwerk. Nachdem die Freiwillige Feuerwehr Todtenhausen mit ihrem Löschfahrzeug TLF8 am Ort des Geschehens eingetroffen war, wurden durch drei C-Rohre sowie einem B-Rohr insgesamt 800 Liter Wasser gejagt und die Flammen des von der Feuerwehr eingestuften Mittelfeuers im feuchten Nass ertränkt. Die Kosten des prompten Einsatzes ließen sich äusserst unkompliziert und unbürokratisch mit einer Kiste Bier decken, die Voges den Feuerwehrmännern im Nachhinein hat zukommen lassen ... Ein Procedere, das im Jahr 2013 undenkbar wäre! :-)


Und heute? Ja, heute ist buchstäblich Gras über die Sache gewachsen. Nichts zeugt mehr von dem was einmal war. Vielleicht ist es auch besser so! Trotzdem war es für uns ein abrupter und schmerzhafter Abbruch einer Zeit gemeinsamer, intensiver Erlebnisse. Wenn auch das vernichtende Feuer längst erloschen ist, so lodert doch in uns allen eine ewige Restglut, die auch Jahre danach regelmäßig ein Freudenfeuer entfachen und lodern lässt.   


Keine Frage, würde man heute auf dem friedlich dar liegenden Grundstück der Düperstraße 4 archäologische Ausgrabungen und Forschungen betreiben, so ließe sich bestimmt die ein oder andere Scherbe einst geleerter Löwenbräu-Flaschen zu Tage bringen. Aber lassen wir das! Möge „Das Haus“ in uns allen auch weiterhin in guter Erinnerung bleiben ... 
-uschi-